Wallenstein. II. (of 2) by Alfred Döblin
Autor:Alfred Döblin [Döblin, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-11T00:00:00+00:00
Nicht einmal, als die erschütternden Nachrichten aus dem Westen kamen konnten sich die Wiener Räte zu der Wiederberufung des Friedländers verstehen. Man nahm zu der Schreckensnachricht von Mainz die Botschaft hin, daà sich der Trierer Philipp Sötern unter den Schutz des Franzosenkönigs gestellt, die Festungen Koblenz und Ehrenbreitenstein aus Entsetzen vor dem Schweden den Franzosen übergeben hatte. Eine tief beschämende Kunde lief ein aus Köln; dorthin hatten sich die Fürstbischöfe von Mainz Würzburg Osnabrück Worms geflüchtet; sie versicherten durch den Mund des Kölner Ferdinand, in kaiserlicher Devotion zu verharren. Aber der Kaiser sei weit, ihre Lande, die Kirche, ihr eigenes Leben in furchtbarster Gefahr; sie hätten, ohne die kaiserliche Zustimmung abwarten zu können, sich entschlossen, den Allerchristlichsten König Ludwig um Hilfe anzugehen. Ihre Vertreter seien nach Paris unterwegs.
âWas kann uns noch geschehen?â fragte Trautmannsdorf, âwir sind in Deutschland ein wurmstichiger Apfel; Habsburg ist faul, der Schwede ist der Wurm und der Franzose ist der Wurm. Hilft nur schneiden.â âWas bleibt von dem Apfel übrig.â âEs wird uns bald nichts übrigbleiben, mein lieber Freund Eggenberg, als der Schwedentrunk oder ein schmerzloser Schwertschlag durchs Genick von unserem alten Gönner Wallenstein.â âIch weiÃ, daà Ihr den Friedländer wollt und der Kaiser ist nicht abgeneigt. Und wie lange dauert es, bittet der bayrische Maximilian ihn wieder zu bestallen. Wir werden ihn holen müssen. Es ist kein Gut daran, Trautmannsdorf.â âNun dachtâ ich, mein liebwerter Freund sei von seiner Abneigung durch das Breitenfelder Treffen befreit.â âDer Friedländer ist stark wie der Teufel; ich habâ es von Anbeginn gewuÃt. Wir hätten gewià den Schweden nicht gehabt, wir hätten aber ein anderes Unheil gehabt. Wer weiÃ, ob der Kaiser noch in Wien säÃe, ob Ihr und ich uns über Reichsangelegenheiten unterhalten könnten.â Der Graf lachte: âWärâ es ein Schade? Ihr meint, der Friedländer säÃe dann hier. Ihr wiÃt, ich konnte mich auch nicht dafür begeistern. Aber ich meine: ist es angenehm, den Schwedentrunk hier zu schlucken? Angenehmer als sich vom Friedland den Kopf schmerzlos abschlagen zu lassen?â
Es blieb Rettung bei Spanien und dem Papst zu suchen. Spanien war zu jeder Leistung bereit. Zum Papst Urban reiste aus PreÃburg Pazmany, der Erzbischof von Gran, die Leuchte des Glaubens. Liebevoll hatte Ferdinand seinen alten Ratgeber Eggenberg empfangen, hatte angehört, was er unternehmen wollte, den Brief gelesen, den er für den Heiligen Vater entworfen hatte. âWir werden verlassen von denen, deren Sache mit der unsrigen gleich sein sollte. Und nicht bloà das: der König, der den Namen der âAllerchristlichsteâ führt, gibt dem Schweden Geld und andere Mittel, uns zu bekriegen. Es betrifft nicht nur uns, sondern den Bestand der Kirche und damit Eurer Heiligkeit. Zu Eurer Heiligkeit strecken die Angehörigen der Kirche in Deutschland um Hilfe flehend die Hände empor. Wir bitten, daà Euer Heiligkeit den Allerchristlichsten König abmahne von dem schwedischen Bündnis, das er geschlossen hat wider den Regensburger Vertrag, und ihn auffordere gegen den Zerstörer der Kirche an unsere Seite zu treten.â
âWie könnt Ihr schöne Briefe schreiben, Eggenberg. Schön stilisieren! Schlau setzen. Welcher Advokat ist an Euch verlorengegangen.â âUnsere Not ist groÃ, gnädigster Herr, sie ist ungeheuerlich, kaum aussprechbar.
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